Informationen für Fachkräfte

Das Kinderhaus St. Raphael e.V. ist eine stationäre Jugendhilfeeinrichtung für Kinder und Jugendliche ab sechs Jahren in eigener Trägerschaft. Dachverband ist der Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg.

Das Kinderhaus setzt sich aus zwei vollstationären Regel-Wohngruppen zu je sieben Plätzen sowie einer Wohngemeinschaft des Trainingswohnen mit 4 Plätzen zusammen. Alle Wohnformen sind koedukativ. Die bewusste Gestaltung der zwischenmenschlichen Beziehungen, der Umgebung, der Räumlichkeiten, und der Organisation des Kinderhauses bilden ein pädagogisch-therapeutisches Milieu, mit Elementen aus der Traumapädagogik, der Heilpädagogik und der Sozialpädagogik.

Zum Schutzauftrag der Jugendhilfe gem. § 8a Abs. 4 SGB VIII und § 72a Abs. 2, 4 SGB VIII liegt eine Vereinbarung zwischen der Stadt Freiburg, Amt für Kinder, Jugend und Familie sowie mit dem Landratsamt Breisgau Hochschwarzwald vor.

Wir bieten Plätze der stationären Hilfen zur Erziehung in folgenden zwei Wohnbereichen

Wohngruppen

  • 2 Wohngruppen mit jeweils 7 Plätzen
  • Unterbringung nach §27 SGB VIII in Verbindung mit §34 und §35a, in Ausnahmen auch für junge Volljährige nach $41 SGBVIII
  • Koedukativ
  • Aufnahmealter: ab 8 Jahren
  • Ganzjährige Betreuung
  • Individuelle Heimfahrten, nach Vereinbarung
  • Aktueller Tagessatz: 206,76€ (inkl. Investitionsbetrag)

Kinder und Jugendliche erfahren durch verlässliche Bezugspersonen und haltgebende Strukturen Sicherheit und erhalten die Möglichkeit, sich mit ihrer eigenen Vergangenheit und ihrer Herkunftsfamilie auseinanderzusetzen. Sie werden in einem angemessenen, förderlichen Verhältnis zu ihren Familien und anderen Bezugspersonen unterstützt.

In der Gemeinschaft mit anderen Kindern, Jugendlichen und pädagogischen Fachkräften können sie positive Erfahrungen im sozialen Miteinander sammeln.

Beziehungsfähigkeit, Konfliktfähigkeit und die Stärkung der Frustrationstoleranz werden gefördert. Die Kinder werden in ihrem Selbstvertrauen gestärkt und zur Selbständigkeit erzogen. Sie werden darin unterstützt, ihre eigenen Lebensziele und Visionen zu entwerfen und in ihren individuellen Fähigkeiten und Talenten sowohl gefördert als auch herausgefordert.

In unserem Schulraum bekommen die Schüler_innen aus beiden Wohngruppen Unterstützung bei ihren Hausaufgaben. Eine Pädagogin ist eigens für die schulische Begleitung angestellt. Sie ist an allen Schultagen im Haus, um die Kinder und Jugendlichen konstant zu begleiten. Sie steht als Ansprechpartnerin für alle schulischen Belange zur Verfügung und ist in regelmäßigem Austausch mit den Lehrkräften.

Wir arbeiten mit externen medizinischen und therapeutischen Fachkräften sowie weiteren Beratungs- und Fachstellen zusammen. So erhalten die jungen Menschen Hilfe, die individuell auf ihren Unterstützungsbedarf zugeschnitten ist.

Trainingswohnen

  • 4 Plätze für junge Menschen zwischen 16-21 Jahren
  • Unterbringung nach §27 SGB VIII in Verbindung mit §§34, 41 und §35a.
  • Täglich stundenweise Betreuung in der Wohngemeinschaft
  • Durchgehende Rufbereitschaft
  • Aktueller Tagessatz: 185,10€ (inkl. Investitionsbetrag)

Zwei pädagogische Teilzeitkräfte betreuen die Wohngemeinschaft, begleiten die jungen Menschen individuell und planen mit ihnen gemeinsame Freizeit-Aktivitäten. Außerhalb der Betreuungszeiten gibt es eine durchgehende pädagogische Bereitschaft und auf dem Gelände sind jederzeit Ansprechpartner_innen vor Ort.

Behutsam, aber zielgerichtet sollen die jungen Menschen im Trainingswohnen an das Leben in Selbstständigkeit herangeführt werden. Vorrangig werden Jugendliche aus der Wohngruppe des Kinderhauses aufgenommen, um tragfähige Beziehungsstrukturen für die weitere Entwicklung, Persönlichkeitsreifung und Verselbständigung zu erhalten.

Externe Aufnahmen sind möglich, wenn junge Menschen die Voraussetzungen für die Verselbstständigung erfüllen.

Wir unterstützen die jungen Menschen, je nach den individuellen Bedürfnissen, in folgenden Bereichen:

  • Verwalten der eigenen Finanzen
  • Behördengänge / Begleitung zu Arztterminen
  • Unterstützung in Krisen
  • Haushaltsführung
  • Einkauf und Kochen
  • Unterstützung in schulischen Angelegenheiten
  • Herausforderungen in der Ausbildung
  • Ausbildungssuche / Ansprechpartner_in für den Ausbildungsbetrieb
  • Unterstützung beim Übergang in die Selbstständigkeit (Auszug, Wohnungssuche etc.)

Traumapädagogische Intensivwohngruppe

  • 6 Plätze
  • Unterbringung nach §27 SGB VIII in Verbindung mit §34 und 35a
  • Koedukativ
  • Aufnahmealter: 6 – 11 Jahre
  • Ganzjährige Betreuung
  • Individuelle Kontakte und ggf. Heimfahrten, nach Vereinbarung
  • Aktueller Tages (inkl. Investitionskostenbetrag)

Die Rote Gruppe wurde konzipiert für Kinder, die aufgrund ihres erhöhten Betreuungsbedarfs nicht in unseren stationären Regelgruppen aufgenommen werden können. Sie haben vielfach belastende Lebenserfahrungen hinter sich. Ihre Biographie ist oft gekennzeichnet von Beziehungsabbrüchen, Vernachlässigungs- und/oder Gewalterfahrungen. Mit ihren Verhaltensweisen stoßen sie im sozialen Kontext immer wieder an Grenzen.

Durch die Verbindung von (trauma-)pädagogischer Arbeit und therapeutischem Angebot erfahren die Kinder eine ganzheitliche Förderung. Wir bieten einen geschützten Raum, verlässliche und belastbare Bindungspersonen im Mitarbeitendenteam sowie haltgebende, stabilisierende Alltagsstrukturen. Die traumapädagogische Grundhaltung legt unter Berücksichtigung des Wissens um Auswirkungen von Traumatisierung und biografischen Belastungen einen besonderen Schwerpunkt auf die Ressourcen und Resilienz der Kinder und Jugendlichen.

Um dies in der Roten Gruppe zu gewährleisten,

  • begleiten wir die Kinder besonders zu Beginn ihrer Zeit im Kinderhaus und bei Bedarf auf ihren Schulwegen
  • sind wir auch vormittags zur Begleitung der Kinder anwesend und gewährleisten damit eine Betreuung rund um die Uhr
  • arbeiten wir tagsüber in Doppeldiensten, sodass wir den Kindern und ihren individuellen Bedürfnissen gerecht werden können und ausreichende Kapazitäten haben, um akute Krisensituationen gut auffangen zu können
  • wird das Team von einer therapeutischen Fachkraft unterstützt, bei der die Kinder unter der Woche einen festen Termin haben und die dem Team fallberatend zur Seite steht
  • sorgen wir dafür, dass rasch nach der Aufnahme eine Psychodiagnostik durchgeführt wird und ermöglichen gegebenenfalls andere förderliche Therapien

Mehr erfahren.

Für Anfragen oder bei Interesse an unserer Konzeption, wenden Sie sich gerne an Ruth Engler.

Das Kinderhaus in Zahlen

Aktuell leben 19 junge Menschen in unseren Wohngruppen

Wir verfügen aktuell über 2 Wohnbereiche in 4 Häusern.

Es leben aktuell junge Menschen zwischen 8 - 21 Jahren bei uns

Die Wohngruppen bieten Platz für 4 - 7 Kinder und Jugendliche

Partizipation

Die Geschichte der Heimerziehung lehrt uns, dass Leben und Aufwachsen in stationären Einrichtungen der Erziehungshilfe für junge Menschen ein Gefährdungsrisiko für Unterdrückung und Gewalterfahrungen mit sich bringt. Um Machtmissbrauch durch Leitungskräfte und Mitarbeitende entschieden entgegenzuwirken und Ohnmachtsgefühle der Schutzbefohlenen zu verhindern, braucht es institutionelle Strukturen der Beteiligung.

In unserem Leitbild haben wir uns zur Förderung der Partizipation verpflichtet: „Wir ermutigen die jungen Menschen dabei, ihre Interessen zu vertreten und für ihre Bedürfnisse einzustehen. Wir klären sie über ihre Rechte nach der UN- Kinderrechtskonvention auf und unterstützen sie bei der Inanspruchnahme dieser Rechte. Beim Einzug werden alle jungen Menschen von ihrer Bezugsbetreuung altersgerecht über ihre Rechte informiert und erhalten diese in ausgedruckter Form.“ Darüber hinaus werden sie über ihre Beschwerdemöglichkeiten informiert und in den Wohngruppen hängen die Kontaktdaten der unabhängigen Beschwerdestelle www.ombudschaft-jugendhilfe-bw.de aus.

Es ist unser konkretes Ziel, junge Menschen zu befähigen, für sich und ihre Rechte einzustehen. Dazu gehören unabdingbar das Erleben von Selbstermächtigung, Mitbestimmung und Beteiligung

Um die Partizipation in unserer Einrichtung zu stärken, wählt jede Wohngruppe zwei Gruppensprecher_innen, die sich für ihre Interessen einsetzen. Einmal im Monat finden Gruppen-Sprecher-Treffen (GST) statt. Die Themen werden von den gewählten jungen Menschen festgelegt, unser Partizipationsbeauftragter, Konrad Fritz, koordiniert und begleitet die Sitzungen. In Abstimmung mit dem Gremium nimmt die Einrichtungsleitung an den Sitzungen teil. So kann gewährleistet werden, dass die Wünsche und Themen aus den Wohngruppen in den unterschiedlichen Organisationsebenen bearbeitet werden.

Unser Partizipationskonzept (aktuell in Bearbeitung) dient in Erweiterung unseres Gewaltschutzkonzeptes der Prävention von Machtmissbrauch und macht deutlich: Im Kinderhaus haben die Rechte der Kinder höchste Priorität.